Konsequenzen, sind…

Wenn wir sagen, dass die Konsequenz für einen Schüler, der ständig seine Hausaufgaben vergisst, Nachsitzen ist, dann sollten wir uns Gedanken darüber machen, von was das Vergessen der Hausaufgaben die Konsequenz war. 

Ja, Konsequenz bedeutet die Folge von etwas. Nur: Wo beginnt es, eine Konsequenz, also eine Folge, zu sein und wo hört diese Folge auf?

Solange wir eine Konsequenz einer bestimmten Aktion zusprechen, liegt sie im Verantwortungsbereich dessen, der sie ausgelöst hat. Müssen wir, wenn wir ehrlich sind, dann nicht bis zu Adam und Eva zurück? Dann wäre alles eine Kettenreaktion und wir wirkungslose Dominosteine ohne eine Möglichkeit der Veränderung. Und wir bräuchten uns weder Gedanken über Schuld noch Verantwortung zu machen. Nur gäbe es dann erst recht keine Rechtfertigung, jemanden dafür zu tadeln.

In meinem Seminar: „Brauchen Kinder und Jugendliche, Regeln, Grenzen, Konsequenzen“ gehe ich mit den Teilnehmern diesen und anderen Fragen auf den Grund.

Ich hielt dieses Seminar vor einer Gruppe von Eltern, bei der auch ein Lehrer anwesend war.

Er erzählte mir genau das oben erwähnte Beispiel. Er habe in seiner Klasse einen Jungen, der regelmäßig seine Hausaufgaben vergaß.

Der Lehrer meinte: „Die einzige Konsequenz, damit er endlich lernt seine Hausaufgaben zu machen, ist ihn nachsitzen zu lassen.“

Nun fing ich an, ihm genau die Fragen zu stellen, wo seiner Meinung nach der Auslöser für die Folg, also die Konsequenz läge und wo das Ende der Konsequenzen dieses Auslösers.

Der Lehrer antwortete ganz überzeugt: „Na das ist doch ganz klar. Der Auslöser ist der Schüler, weil er seine Hausaufgaben nicht macht. Und das Ende der Konsequenzen ist das Nachsitzen und der Erfolg, dass der Schüler nun seine Hausaufgaben macht.“

Ich fragte ihn: „Haben Sie da nicht eine Reihe von Konsequenzen vergessen?“

Der Lehrer fragte verunsichert: „Nein …? Wieso???“

Ich antwortete ihm: „Was ist mit dem Gefühl der Scham bei dem Schüler, das durch diese Konsequenz bei ihm entsteht? Mit seinen Überzeugungen, die er dadurch bildet? Mit dem, womit er Lernen in Zukunft verbindet? Was ist mit der Beziehung zu ihrem Schüler nach dieser Aktion? Und was ist mit den Gründen, weshalb der Schüler die Konsequenz gezogen hat, seine Hausaufgaben nicht zu machen? Und was war Ursache dieser Gründe?“

Der Lehrer antwortete sehr brüskiert: „Dann können wir ja gleich bis zu Adam und Eva zurück gehen.“

Etwa amüsiert und gleichzeitig beschwichtigend sagte ich: „So in etwa. Aber so weit müssen wir gar nicht gehen. Es reicht völlig aus, in Beziehung zu gehen und verstehen zu wollen: Wer bist du und was brauchst du? Die Konsequenz ihn nachsitzen zu lassen, ist tatsächlich eine Konsequenz, aber nicht die seines Handelns, sondern die Konsequenz Ihrer Entscheidung, wie Sie mit seinem Verhalten umgehen wollen. Die Konsequenz seines Handelns ist, dass er die Hausaufgaben nicht hat und vielleicht auch nun den Stoff nicht beherrscht. Alles andere ist die Konsequenz der Entscheidungen anderer, wie sie damit umgehen wollen.“

Und das ist der Punkt. Benenne ich meine Entscheidung, wie ich mit einer Sache umgehe, als Konsequenz für ein Verhalten des Kindes, gebe ich dem Kind die Verantwortung für meine Entscheidung. Und mache es verantwortlich für die mögliche Erniedrigung, die ich ihm durch meine Entscheidung zufüge. Damit verliere ich meine natürliche Autorität und zerstöre die Beziehung zum Kind.

Das, was es braucht, ist ein veränderter Blick auf Kinder: Kinder WOLLEN wertvoll sein für die Gemeinschaft. Und dafür brauchen sie Erwachsene, die ihnen vertrauen und ihre persönliche Verantwortung übernehmen.

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